„Auf
dem Weg nach Nioro hat man uns dann zwei Mal in die falsche Richtung
geschickt.“ Der damals 47 Jahre alte Haudegen überzeugt
kurzerhand einen Einheimischen, im Iltis mit zu fahren und ihm etwa
eine Stunde lang den richtigen Weg zu weisen. Den langen Fußmarsch
zurück versüßt Kottulinsky seinem getreuen Helfer mit „allem
Bargeld, was ich im Auto mitführte.“ Doch damit ist das Leid noch
nicht zu Ende. Bei dem Versuch, Zeit durch eine Flussdurchfahrt zu
gewinnen, fährt sich der Iltis-Pilot trotz Allradantrieb fest.
1:45.35 Stunden büßt er insgesamt auf dem 300 Kilometer langen
Abschnitt auf Etappensieger Marreau ein und belegt nur Platz 54 in
der Tageswertung.
Damit
ist sein Vorsprung auf wenige Minuten zusammengeschmolzen – ein Führungskampf
zwischen Kottulinsky und Zaniroli droht zu entbrennen. Mit einer
Bestzeit im letzten großen Test von Nioro nach Kayes über 247
Kilometer am 19. Januar sowie zwei weiteren guten Ergebnissen bei
den mit 86 und 50 Kilometer recht kurzen Abschlussprüfungen aber
baut der Führende sein Zeitguthaben wieder aus. Nach 48 Stunden, 24
Minuten und 36 Sekunden für die 4.059 gewerteten Kilometer kommt
Kottulinsky als Erster an den „Lac Rosé“ in Dakar.
„Zum
Schluss wollte ich meinem Beifahrer die Arbeit versüßen und habe
ihn noch einmal motiviert, indem ich ihm die Hälfte des Preisgeldes
angeboten habe. Der Sieg war einfach fantastisch“, erinnert sich
der Gewinner. Patrick Zaniroli komplettiert das Ergebnis mit nur
12.03 Minuten Rückstand zum Doppelsieg für Volkswagen. „Damals
gab es noch nicht die großen Dünenüberquerungen wie heute. Die
Strecke folgte meist erkennbaren Markierungen, insofern war es
einfacher. Dafür gibt es heute viel professionellere Hilfsmittel für
eine anspruchsvollere Navigation“, so der Franzose, dem Volkswagen
als Geschenk sein Einsatzfahrzeug überließ. Noch heute beweist der
Iltis bei gelegentlichen Funktionstests in der Provence seine Fahrfähigkeit.
Jean
Ragnotti, der erst 1996 seine Rallye-Karriere beendet, ergänzt als
Vierter zusammen mit Roland Gumpert auf Platz neun den Beweis der
Zuverlässigkeit: Vier Iltis am Start, alle vier Autos unter den
ersten Zehn im Ziel. Für Gumpert ist es gleichsam der Start einer
Karriere im Motorsport, denn er wird später Sportchef von Audi,
bevor er ab 1986 für die Marke den Bereich der technischen
Entwicklung Übersee leitet. Ab 1992 ist er in der
Marketing-Abteilung für den Vertrieb Asien-Pazifik verantwortlich
und zieht 1999 für drei Jahre nach China, um dort als
Vice-President eine Vermarktungs-Aufgabe im Werk Changchun
wahrzunehmen.