Der
Tagesablauf gestaltet sich für den Ingenieur nach einem immer
gleichen, strapaziösen Muster: Sechs bis acht Stunden Fahrzeit,
anschließend Wartung und Reparaturen. Einmal muss am Service-Iltis
die Kardanwelle nach Felskontakt ausgebaut werden – weiter geht es
mit Frontantrieb. Als dann auch noch eine Antriebswelle bricht,
erreicht der Iltis mit gesperrtem Vorderachsdifferenzial und
Einradantrieb das Etappenziel. Harte Arbeit ist Pflicht für alle,
denn die gesamte Einsatzmannschaft besteht aus nur elf wackeren Männern.
Wohlgemerkt: Alleine acht davon sitzen in den vier Rallye-Autos.
Lediglich drei weitere Mechaniker steuern einen dreiachsigen Lkw,
der schließlich Zweiter in der Lastwagen-Wertung wird. Teamchef,
Fahrer, Chefingenieur und auch Mechaniker – Roland Gumpert
verbindet in Personalunion vier extrem stressreiche Jobs. Der Lohn
am Abend? „Das Roadbook mit der Strecke für die nächste Etappe
wurde jeweils nur am Vorabend herausgegeben. Selbstverständlich nur
in Französisch“, so der Audi-Bedienstete, zusammen mit
Werkstattmeister Alois Eder als Copilot und Mechaniker unterwegs. Da
weder Freddy Kottulinsky noch Beifahrer Gerd Löffelmann, Mechaniker
der Abteilung Sonderfahrzeuge, des Französischen mächtig sind,
muss der Teamchef eine weitere Aufgabe bewältigen: „Mit der
Taschenlampe habe ich oft bis in die frühen Morgenstunden übersetzt
und nur wenige Stunden geschlafen.“
In
Obervolta, dem heutigen Burkina Faso, trägt sich auf der nächsten
Prüfung von Bobo Dioulasso nach Koloko mit Kottulinsky zum fünften
Mal ein Volkswagen-Pilot in die Liste der Etappengewinner ein. Trotz
allen Konkurrenzdenkens, das immerhin bei einer Fluss-Überquerung
durchaus zu Benachteiligungen der Iltis-Mannschaft im Kampf um freie
Plätze auf Fähren führt, hat sich im Ernstfall längst ein Klima
gegenseitiger Hilfe entwickelt. In Zeiten kaum bindender
Vorschriften – Sicherheitsmaßnahmen sind meist Empfehlungen, ein
Renn-Overall gilt in der Wüste als lästige Zwangsjacke – muss
bisweilen jedes Utensil auf Entbehrlichkeit geprüft werden. „Ein
Motorradfahrer war schwer gestürzt und hatte sich wegen des offenen
Jet-Helms sein Gesicht verletzt“, erinnert sich der auf Platz eins
liegende Kottulinsky. „Trotzdem wollte er weiter fahren. Also habe
ich ihm meinen Vollvisierhelm geschenkt, mit dem er sogar ins Ziel
kam...“
Anschließend
aber unterläuft dem Schweden auf dem Weg von Kolokani nach Nioro
ein folgenschweres Missgeschick. „Das Auto lag einmal schräg und
wir haben den Kompass verloren, was wir aber erst merkten, als wir
ihn brauchten“, so Kottulinsky.